Bevölkerungsprognose: Der Druck auf das Pensionssystem wächst
(kunid) Zugleich altert das Land: Bis 2040 wird der Anteil der Gruppe „65 plus“ von derzeit 19,5 auf 26,6 % wachsen. Und während 1950 auf eine Person im Pensions- noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter kamen, so sind es heute nur noch drei, 2040 zwei.
Wenn es nach den gerade veröffentlichten Daten der Statistik Austria geht, wird Österreich in den kommenden Jahrzehnten mehr und mehr Einwohner haben.
„Österreichs Bevölkerung wächst – und das allein durch Zuwanderung. 2022 hat die Fluchtmigration aus der Ukraine zu einem markanten Anstieg der Bevölkerungszahl geführt und auch für die Zukunft erwarten wir, dass die Bevölkerung aufgrund von Zuwanderung weiter wächst“, sagt Generaldirektor Tobias Thomas.
Die Wanderungsgewinne belaufen sich laut den Zahlen der Statistik Austria auf langfristig rund 28.000 bis 35.000 Personen pro Jahr.
Wanderungsgewinne übertreffen Geburtendefizite
Damit setzt sich ein langjähriger Trend fort, denn seit der Jahrhundertwende ist die Einwohnerzahl vor allem durch Wanderungsüberschüsse gestiegen.
Zur Volkszählung 2001 hatte Österreich knapp über acht Millionen Einwohner, 2022 waren es 9,1 Millionen. „Von dem Zuwachs entfielen nur rund 1,4 % auf Geburtenüberschüsse, der überwiegende Teil waren Wanderungsgewinne“, erklärt die Statistik Austria.
Die Anzahl der Sterbefälle dürfte die Anzahl der Geburten langfristig übertreffen. Der Grund: Die Babyboom-Jahrgänge der 1950er und 1960er-Jahre rücken zunehmend in höhere Altersklassen vor.
Trotz absehbar negativer Geburtenbilanz: Die „Hauptvariante“ der Prognose prognostiziert einen weiteren Bevölkerungsanstieg, weil die Wanderungsgewinne die Verluste aus der Geburtenbilanz übertreffen.
Stärkstes Wachstum in der Gruppe der Pensionisten
Österreich wächst aber nicht nur, es altert auch: Die Altersgruppe „65 plus“ wird laut Hauptvariante zahlen- und anteilsmäßig stark an Gewicht gewinnen.
„Das setzt umlagefinanzierte Sicherungssysteme, wie Pensionen, Pflege oder Gesundheit unter Finanzierungsdruck und verstärkt den Fach- und Arbeitskräftemangel“, so Thomas.
2022 waren rund 1,77 Millionen 65 oder älter. Die Gruppe der unter 20-Jährigen war mit rund 1,75 Millionen etwas niedriger. Auch hier lässt sich wieder das Vorrücken der Babyboom-Jahrgänge ins Pensionsalter erkennen.
2040 dürfte die Bevölkerung im Alter ab 65 Jahren um 45,5 % größer sein als 2022. Ihr Anteil an der Bevölkerung würde dann von derzeit 19,5 auf 26,6 % steigen.
Personen im erwerbsfähigen Alter derzeit bei Maximum
Und die Altersgruppe „dazwischen“? Die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, also der 20- bis unter 65-Jährigen, erreiche 2023 und 2024 mit 5,57 Millionen „ihr vorläufiges Maximum“. Bis 2037 soll der Wert um 4,8 % unter diesen Wert sinken.
Danach bleibt die Zahl der Erwerbsfähigen der Prognose zufolge bis 2050 bei 5,30 bis 5,32 Millionen weitgehend konstant, bevor sie wieder sinkt und 2063 mit 5,21 Millionen ihren Tiefpunkt erreicht. Ab dann steigt die Zahl der 20- bis 64-Jährigen wieder an, bis 2080 auf 5,34 Millionen.
Kaum Bewegung bei „Erwerbspersonen“
Die Anzahl der Erwerbspersonen – also die Summe aus Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen, unselbständig Beschäftigten und Arbeitslosen sowie Präsenz- und Zivildienern – wird gemäß Trendvariante 2040 trotz Bevölkerungswachstums um nur 0,6 % höher sein als 2022.
In absoluten Zahlen würde das einen Anstieg von 4,71 Millionen 2022 auf 4,74 Millionen 2040 bedeuten. „Ab Mitte der 2040er Jahre sinkt die Zahl der Erwerbspersonen, der Tiefpunkt wird im Jahr 2061 mit 4,68 Millionen erreicht.“ Danach steige die Anzahl der Erwerbspersonen bis 2080 wieder, und zwar auf 4,78 Millionen.
Legt man die Annahme zugrunde, dass die alters- und geschlechtsspezifische Erwerbsbeteiligung konstant auf dem Niveau von 2022 bleibt, so wäre bis 2040 mit einem Rückgang um 2,8 % auf 4,58 Millionen Erwerbspersonen zu rechnen.
Wien erreichte Zwei-Millionen-Marke 2023
Das für Österreich vorhergesagte Bevölkerungswachstum von 13,1 % bis 2080 wird sich laut der Prognose regional sehr unterschiedlich verteilen.
Migrationsbedingt überdurchschnittlich starke Zuwächse sind in Wien zu erwarten, auf das mehr als ein Drittel der internationalen Zuwanderung nach Österreich entfällt. Wien hat per 1. Oktober 2023, wie zuletzt vor etwas über 100 Jahren, die Zwei-Millionen-Marke überschritten. 2040 sollen es 2,18 Millionen sein, 2080 2,46 Millionen.
Bis 2040 wird auch für Vorarlberg und Oberösterreich ein überdurchschnittliches Wachstum prognostiziert. Die Entwicklung in Niederösterreich entspricht etwa dem Bundesschnitt. In den übrigen Bundesländern wachsen die Bevölkerungszahlen langsamer.
In Kärnten ist allerdings mit leichten Bevölkerungsrückgängen zu rechnen. Die Einwohnerzahl dort ist bereits mit 1.4.2023 hinter Salzburg zurückgefallen.